Geistiges Testament

Liebe Schwestern, [was ich Ihnen jetzt sage], sagen Sie auch den jungen Schwestern weiter, auch in den Filialen; nicht eine von ihnen in nächster Zukunft Oberin sein kann. Bevor ich eine allgemeine Anleitung für alle gebe, will ich es Ihnen insbesondere sagen, weil es Ihre Pflicht sein wird, das den jüngeren beizubringen.

Sie sollen wachsam sein, daß Sie nichts für irgendwelche materielle, weltliche Vorteile tun. Wenn man die Leute um einen Dienst bittet, darf man ihnen nie sagen, dass man sich nicht weigert, Schwestern zu helfen – sie sollen auch Möglichkeit haben das, was sie für uns tun, mit der rechten Intention, aus der Liebe zu Herrn Jesus tun.

Alle Kranken, ohne Ausnahme, sollen von uns gerne gepflegt sein, es ist sehr wichtiger Punkt. Damit die Kongregation durch den Geist der Selbstlosigkeit geprägt sei; und jede unsere Aktivität bringt nur dann Früchte, wenn sie uneigennützig wird. Die Gastfreundschaft soll bei uns herrschen. Für die Armen sollen die Schwestern mit großer Liebe geben und wenn man ein Kleidungsstück gibt, achten Sie darauf, dass es nicht sehr abgenutzt ist, weil sonst was für Barmherzigkeit sollte das sein. Wenn jemand im Dorf krank ist, arm und verlassen, und braucht Unterstützung, ist es nicht zu berechnen, weil alles, was wir haben, haben wir doch vom Herrn Jesus.

In Bezug auf die Laien, lasse ich möglichst wenig Besuche oder Korrespondenz. In Bezug auf die Priester, immer mit größter Hochachtung.

Die Älteren sollen sich in Demut üben und sie praktizieren, also in den Verhältnissen mit anderen Menschen immer süß, nie so befehlend; niemand solle erkennen, welche von Ihnen die Oberin ist – sie sollte in ihrem Aussehen nicht herrlich oder beeindruckend sein. Zu den Dienern seien Sie immer mit großer Liebe; man sollte ihnen erleichtern. Sei diese Kongregation durch Güte, Liebe und Sanftheit gekennzeichnet.

Diese Demut wünschte ich mir so sehr für Sie, meine lieben Schwestern – nehmen Sie nicht übel, wenn Ihnen jemand eine Bemerkung macht, weil Demut die Grundlage des geistigen Lebens ist.

Im Gehorsam üben Sie sich auch – jetzt werden Sie Gelegenheit haben, diese Tugend in perfekter Form praktizieren; Sie konnten leichter auf mich hören, denn Sie liebten mich; wenn die Schwestern der ersten Mutter gehorsam sind, ist es keine große Sache.

Weinen Sie nicht, Schwestern, ich werde direkt daneben.

Meine lieben Schwestern, bevor ich von Ihnen Abschied nehme, möchte ich noch den Muttersegen erteilen, nicht nur für Sie, aber auch für diese Schwestern, die in anderen Häusern leben sowie für diejenige, die später, im Laufe der Zeit, unserem Herrn Jesus Christus in dieser Kongregation dienen sollen. Ich kann nicht viel sprechen, ich sage Ihnen nur das, was das wahre Glück einer Ordensschwester ist, d.h. daß Sie tatsächlich echt mit Herrn Jesus im Geheimnis des Altars leben. Mögen Ihre Seelen dort für immer wohnen.

Lieben Sie den Geist des Gebetes und der Stille und so werden Sie sehen, wie sich Herr Jesus Ihnen erteilen wird. Haben Sie eine zärtliche Kinderverehrung zu Maria, Sie ist unsere besondere Beschützerin.

Lassen Sie diese Kongregation eine doppelte Andacht haben: zu dem Allerheiligsten und zur Mutter Gottes.

Ich empfehle Ihnen die Liebe, Einheit der Herzen, Sanftmut in dem Umgang der Älteren mit den Jüngeren – und die jüngeren mit Achtung und Ergebenheit gegenüber der älteren. Denken Sie daran, dass sich in der Liebe alles erledigen lässt. Wo Liebe ist, geht es einfach gut.

Über Demut, was sage ich euch, meine Schwestern! Ohne Demut ist die Arbeit umsonst, als ob jemand auf Sand gebaut hätte. Schauen Sie nicht für sich selber, oder für einen Lob oder Ämter, sondern suchen Sie nur den Herrn Jesus, weil nur das in der Stunde des Todes Frieden gibt.

Meine Trennung von Ihnen ist nur zeitlich – für einige Zeit bleiben wir getrennt und diese Trennung ist wirklich schmerzhaft, aber schauen Sie, wie Gott Euch liebt.

Ich habe bisher ein äußerst wichtiges Thema nicht berührt, und zwar Ihr Verhältnis zu der künftigen Generaloberin, meiner Nachfolgerin. Gott weiß, welche von Ihnen in Seinen Urteilen vorgesehen ist. Bitten Sie eifrig den Heiligen Geist in der Zeit vor der Wahl, nicht zulassen, dass Ihr Los auf eine andere Schwester falle, als Sein Heiliger Willen für Sie im Voraus bestimmte. Wenn Sie nur Gott selbst und seinen Willen suchen werden, seien Sie sicher, dass Sie vom richtigen Weg nicht abweichen. Wie Euer Verhalten gegenüber der neuen Oberin nach der Wahl sein sollte, daß wird klar in unseren Konstitutionen geschrieben. Und dieser lieben Tochter, meiner Nachfolgerin, meinen Segen erteilend, darf ich nur umso mehr Gottes Segen versprechen, wenn sie sich streng durch den inneren Geist, die Liebe des Herrn Jesus, den Geist der Konstitutionen führen lässt.

Bemühen Sie sich, meine Schwestern, dass unser Wirken nicht zusammenbricht, aber nicht für die menschlichen Gründen, sondern aus reiner Liebe zum Herrn Jesus. Denken Sie daran, dass es Ihre Aufgabe ist, nicht nur an Ihrer eigenen Heiligkeit zu arbeiten, aber Sie sollen den anderen zum Heil helfen, denn es ist der apostolische Geist unseres Ordens. Diese Ausflüge in die Dörfer, Pflege der Kranken, die Vorbereitung der Kinder zu den heiligen Sakramenten – bemühen Sie sich dabei, aber nur für den Herrn Jesus, nie sollen Sie darin sich selbst suchen.

Lieben Sie den Herrn Jesus, pflegen Sie den ständigen inneren Umgang mit Ihm, denn das ist die große Hilfe für die Seele, selbst in Momenten der größten Leiden – nur dort kann man eine Linderung finden. Und zu der Gottesmutter fliehen Sie mit Zuversicht.

Die älteren Schwestern sollen von den jüngeren keine äußerliche Zeichen von Respekt verlangen, weil das leicht bei den jüngeren eine Art von Schmeichelei hervorruft; nur so viel, wie sie sollten. Prägen Sie in den jüngeren Geist des Glaubens ein, so dass ihr Gehorsam immer nur für Gottes Willen sei.

Üben Sie sich in der Meditation, meine Schwestern – gehen Sie immer für diese Übung mit dem Wunsch, den Willen Gottes kennenzulernen; und wenn Sie schon diesen Wunsch haben, dann erkennen Sie klar, das ist böse, das ist gut.

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